23. Mai 2017

Wir haben uns Ewigkeiten nicht mehr gemeldet, nur benötigen auch wir etwas Zeit, um über die Ereignisse der letzten Wochen und Monate nachzudenken, zu entscheiden und alles gedanklich zu sortieren. Wir haben eine Zeit mit Höhen und Tiefen hinter uns. Aber alles der Reihe nach…

 

Zwischen unseren beiden geplanten Starts im Herbst, stand für uns Ende Oktober ein Schaubild in der Auktionshalle in Vechta im Rahmen eines großen Reitturniers an. Akrobatische Unterstützung bekamen wir hierbei von Simona und Tabea aus dem S-Team, sowie Tini, die hierfür extra aus Bochum angereist ist. Mit diesem Schaubild präsentierten wir unseren Sport einem potentiellen Sponsor, der letztlich dafür sorgte, dass wir neue Kürtrikots in Auftrag geben konnten.

 

Am 5. November stand für uns der letzte Start in dieser Saison in Pr. Ströhen auf dem Programm. Luke war in der Pflicht leider mehr mit Dingen außerhalb des Zirkels beschäftigt und lief somit etwas unruhig. Dennoch turnten alle eine passable Pflicht mit ein paar Wacklern hier und dort. Als wir zur Kür einliefen, war Luke immer noch sehr beeindruckt von der Kulisse und zeigte Nerven, sodass Saskia entschied kein Risiko einzugehen und wir nicht zur Kür antraten.

Dieser kleine Dämpfer sollte uns jedoch nicht davon abhalten in den nächsten Wochen in ein intensives Wintertraining zu starten, in dem wir uns vor allem auf die Pflicht konzentrierten. Mit Tabea als Unterstützung, die wir seit Anfang Dezember unsere Co-Trainerin nennen dürfen, hängten wir uns ins Training. Tabea weiß, wie man eine Mannschaft drillt, sorgt aber zu gleicher Zeit dafür das Team zu motivieren und mental vorzubereiten. Es macht Spaß, durch sie auf Boden, Bock und Pferd gefordert zu werden. Wir sind sehr froh, dich bei uns zu haben und sind jetzt schon dankbar für alles!

Unsere Pflicht präsentierten wir schließlich beim alljährigen Weihnachtsreiten des Vereins als Wikinger auf Luke. Dieser zeigte sich zunächst unerschrocken vom Publikum, hatte aber mit dem Zirkel mitten in der Halle zu kämpfen, sodass er es uns mit seinem flotten Tempo nicht immer einfach machte oder teilweise in den Trab fiel.

Es folgten die Feiertage, in denen Isi aus den USA zurückkam. Ist das schön, dass du wieder bei uns bist, Isi! Schließlich konnten wir zum Jahresabschluss einen schönen Tag auf der Eisbahn mit dem gesamten Team inklusive Ehemaligen verbringen und am Ende des Tages traditionell beim gemeinsamen Essen mit unseren Eltern auf die Saison zurückblicken.

 

Wir begannen mit den Vorbereitungen für das neue Jahr, machten uns lange Gedanken darüber, wie die Kür für die folgende Saison auf Luke aussehen sollte. Leider mussten wir bei den ersten Kürversuchen feststellen, dass Luke wieder in alte Muster verfiel und der ein oder andere von uns das Pferd ungewollt verlassen musste. In der Zeit vom Herbst 2016 bis Frühjahr dieses Jahres glich Lukes Entwicklung einer Berg- und Talfahrt. Mal machte er einen Schritt vorwärts, dann aber wieder zwei zurück, mal lief er seine Runden im Training wie ein Uhrwerk, mal war an eine Pflicht (geschweige denn eine Kür) nicht zu denken. Da das Pflichttraining Anfang März jedoch recht zufriedenstellend verlief, entschieden wir uns für einen Pflichtstart in Borgholzhausen. Anderthalb Wochen vor unserem Start haben wir Luke ohne böse Vorahnung einrenken lassen. Hierbei wurden jedoch so viele Blockaden gefunden, dass es besser war, ihn für zwei Wochen nur vorwärts abwärts zu longieren. Wir machten uns Hoffnung, dass daher auch sein Unmut während der letzten Trainingswochen kam, was wie sich später herausstellen sollte, leider nicht der Fall war.

Wir entschlossen uns kurzfristig für ein Training auf dem großen Emil, um mit ihm einen spontanen Start zu absolvieren. Emil war im letzten Jahr selbst für ein paar Monate verletzt gewesen, sodass auch er wieder Routine benötigte. Emil verhielt sich beim Ablongieren in Borgholzhausen zunächst entspannt, wurde jedoch durch den Applaus leicht verunsichert, sodass er doch etwas angespannt zur Pflicht einlief. Er lief während der Pflicht gleichmäßig seine Runden, welche zwar eher einem Ei glichen, aber dies immerhin durchgängig gleich. Auch Nele startete wieder mit, da Pia am selben Tag ihren Vorstellungsgottesdienst hatte. Zudem startete unsere Co-Trainerin Tabea (deren letzter Pflichtstart anderthalb Jahre zurücklag) anstelle von unserer „kleinen“ Tabea mit, die in den Wochen zuvor krankheitsbedingt leider ausfiel und uns nun vom Zirkelrand anfeuerte. Am Ende des Tages durften wir uns über einen 8. Platz mit einer Wertnote von 5,434 freuen und wussten nun woran wir weiterhin arbeiten mussten. In Borgholzhausen gingen zudem Sabrina und Tabea als Doppel auf Rasputhin mit Saskia an der Longe an den Start. Das Gespann zeigte schon eine Grundlage ihrer Kür und konnte ganz unerwartet gewinnen. Wir sind stolz auf Euch!

Nun kommen wir zum unangenehmsten Teil der Ereignisse der letzten Monate. Nachdem Luke wieder fit war, starteten wir wieder ins Pferdetraining. Jedoch standen wir nach fast zwei Jahren Ausbildung unseres Lukis wieder bei null. Nach dem Motto „back to basics“ verbrachten wir Trainingseinheiten nur mit anlaufen und klopfen, turnten unsere Aufgänge im Schritt und übten das Aufknien, um Luke wieder daran zu gewöhnen. Diese Höhen und Tiefen haben wir seit Sommer letzten Jahres erlebt. Verständlich ist, dass durch Lukes unberechenbares Verhalten gerade in der Kür auch der Respekt bei uns Voltigierern wuchs, auf ihm zu turnen. Schließlich wollte auch keiner mehr die Verantwortung übernehmen, eine Kür zu turnen und dadurch ein vermeidbares Risiko eingehen. Das zeigte sich auch daran, dass wir uns in das Pflichttraining versteiften und wir kaum noch zu zweit auf Luke turnten.  Erst unsere Eltern machten uns bewusst, wie abgestumpft wir in den letzten Monaten geworden waren bezüglich mehrerer Stürze im Training, die für uns schon zur Normalität geworden waren.

Wir haben lange hin und her überlegt, wie es für uns und Luke weitergehen soll. Haben abgewartet, in welche Richtung sich die Ereignisse entwickeln und sind letztendlich doch zu dem Schluss gekommen, dass wir uns und auch Luke die Situation nicht weiter zumuten möchten. Wir mussten uns eingestehen, dass Voltigieren vielleicht nicht Lukes Sport ist. Und obwohl er ein tolles Pferd für die Pflicht ist, so ist uns doch allen klargeworden, dass wir nicht wieder so viel Vertrauen zu ihm aufbauen können, um in der Kür eine solche Sicherheit auszustrahlen, wie man es sonst von uns gewohnt war. Die Entscheidung ist uns allen nicht leichtgefallen, schließlich haben wir in den zwei Jahren Blut, Schweiß und Tränen in die Ausbildung unseres Pferdes gesteckt. Wir alle haben Luke mit seiner liebenswerten, verschmusten Art ins Herz geschlossen, jedoch steht das Wohl des Pferdes und der Voltigierer im Vordergrund. Er wird also unseren Verein verlassen und damit Platz machen für einen neuen Herzensbrecher. Wir wollen ihm und uns eine neue Chance geben, mit einem neuen Partner besser zusammen zu wachsen. Wer dies sein wird und wie es genau weitergeht, wissen auch wir noch nicht… Nur, dass wir durch diese Mannschaftsentscheidung noch mehr zusammengewachsen sind und wir uns dieses Jahr die Zeit geben alles nochmal neu zu sortieren.

Wir hoffen, dass wir den Hintergrund für diese schwierige Entscheidung erklären konnten und sie nicht als vorschnell und unüberlegt abgestempelt wird. Das ist sie nämlich keinesfalls!

 

Unsere neuen Kürtrikots sind in der Zwischenzeit fertig geworden, müssen nun aber im Schrank noch etwas auf ihre Premiere warten, auf die auch wir uns wahnsinnig freuen.

 

Bis dahin, Wehdem-Oppendorf 3!